Der Spanische Platz in Mostar liegt im geografischen Zentrum der Stadt, welches im Bosnienkrieg zum Grenzgebiet zwischen zwei gewaltsam voneinander getrennten ethnischen Gruppen mutierte. Heute ist er ein Ort, an dem sich die zersplitterte Bevölkerung wieder einander annähern soll. Doch trotz internationaler Unterstützung manifestiert sich in seiner Gestalt eine auf ethnischer Teilung begründete Politik, die die Stadt seit Jahrzehnten in der Schwebe hält: nationalistisch behaftete Strukturen, stillgelegte Baustellen, ungeklärte Eigentumsverhältnisse, ein Denkmal für die während der Friedensmission in Mostar gefallenen spanischen UNPROFOR-Soldaten, Ruinen.
Das Projekt thematisiert die Relevanz dieses zentralen Stadtraumes als Rahmen für positive soziale und kulturelle Entwicklungen in Mostar und bietet eine architektonische Lösung für den Spanischen Platz. In einer Stadt, deren öffentliche Räume, Monumente und Institutionen zerstört, politisch eingefärbt und als Instrument zur ethnischen Teilung missbraucht werden, ist es das Ziel, einen Ort zu schaffen, der sich behutsam in das komplexe sozialräumliche Gefüge von Mostar eingliedert, über ethnonationale Narrative erhebt, den Bedürfnissen der lokalen Gemeinschaft dient und letztlich, der ein Ort für alle ist.
Dazu erlaubt ein Abriss über die aktuelle politische Situation und deren Niederschlag am Spanischen Platz, gefolgt von einer Analyse dreier charakteristischer Beispiele der Architektur von Mostar, ein tieferes Verständnis der komplizierten Gegenwart, vielschichtigen Geschichte und facettenreichen baulichen Struktur der Stadt. Eine skizzierte Überlagerung exemplarischer europäischer Plätze mit dem Spanischen Platz in Mostar diskutiert die Wahrnehmung und Bedeutung unterschiedlicher Platzarchitekturen in diesem sensiblen Kontext. Das Ergebnis ist eine Sammlung an Plänen und Collagen, die Hinweise über vorhandene räumliche Qualitäten des verwahrlosten Stadtzentrums liefert und als Grundlage für den anschließenden Entwurfsvorschlag dient.