Aufgrund der Fortschritte in der Medizin und der generell besseren Lebensumstände in westlichen Gesellschaften werden die Menschen immer älter. Umso wichtiger ist es, ein passendes Umfeld zum Altwerden zu schaffen. In vielen Ortschaften ist es schlicht nicht möglich, in Würde alt zu werden. Gerade in ländlichen Gebieten ist oft der letzte Ausweg ein Pflege- oder Altenheim.
Vor allem in Alterseinrichtungen manifestiert sich ein generelles Problem des österreichischen Pflegesystems: Die mangelnde Anerkennung von Pflegeberufen und Sorgearbeit in der Gesellschaft, sowie die damit einhergehende geringe Bezahlung des Pflegepersonals wirkt sich auf die Qualität der Pflege und somit auf den Lebensstandard der Bewohner*innen aus.
Es ist daher notwendig vermehrt Wohnformen zu entwickeln, welche es ermöglichen auch im Alter eigenverantwortlich und eigenständig zu leben, gleichzeitig Unterstützung zu erhalten und soziale Kontakte pflegen zu können.
Abseits von Pflegeheimen gibt es vor allem in ländlichen Regionen wenig Alternativen für ältere Menschen selbstständig, aber nicht alleine zu wohnen. Es stellt sich die Frage nach einem Konzept für gemeinschaftliches Wohnen im Alter im ruralen Raum – Eine Wohnform, die auf die Bedürfnisse älterer Menschen angepasst ist und in der ein soziales Miteinander in gewohnter Umgebung gelebt werden kann.
Ort der zukünftigen Wohngemeinschaft ist Sankt Lambrecht in der Obersteiermark: Eine ländliche Gemeinde mit einem großen Anteil an älteren Menschen und einer jüngeren Generation, die vermehrt in Ballungszentren abwandert. In solchen Gemeinden wird hauptsächlich daran gearbeitet, junge Erwachsene vom Weggehen abzuhalten. Gleicherweise ist es wichtig, der älteren Generation ein vielfältiges Wohnangebot zu bieten, das ein würdevolles Leben im Alter in der Heimatgemeinde ermöglicht. Auf diese Weise kann vermieden werden, dass nicht nur junge Menschen, die oft aufgrund mangelnder Bildungs- und Arbeitsangebote zum Umzug gezwungen sind, fortgehen, sondern auch ältere Menschen wegziehen. Des Weiteren kann das Angebot von Wohneinrichtungen, die speziell für ältere Menschen entwickelt werden, auch Ansporn für die jüngere Generation der Gemeinde sein in ländliche Regionen zurückzukehren, da ein Altern in gewohnter Umgebung möglich ist. Somit wird die Lebensqualität für alle Bewohner*innen innerhalb des Ortes gehoben.
Für das Gelingen des Konzepts der Wohngemeinschaft im Alter ist eine zentrale Lage innerhalb der Dorfstruktur wichtige Voraussetzung. So wird gewährleistet, dass auch ohne Auto eine gewisse Grundversorgung erreichbar und eine hohe Lebensqualität sichergestellt ist. Gleichzeitig wird dem Aussterben des Ortskerns entgegengewirkt.
Auf Grund der voranschreitenden Zersiedelung und der Abwanderung der Bevölkerung in größere Ballungszentren kommt es in den Zentren ländlicher Gemeinden immer häufiger zu Leerstand und im Zuge dessen zum Zerfall der bestehenden Bausubstanz. Um dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen, wird der Entwurf für das Projekt Wohngemeinschaft im Alter nicht auf der Grünen Wiese entwickelt, sondern in einem bestehenden, leerstehenden Gebäude in zentraler Lage von Sankt Lambrecht. Dies wirkt nicht nur der Zersiedelung des Ortes entgegen und fördert die Wiederbelebung des Ortzentrums, sondern vermeidet auch die weitere Versiegelung von Grund und Boden.
Ziel dieser Arbeit ist es, eine Alternative zu bestehenden Konzepten von Pflegeheimen zu entwickeln, in der ältere Menschen autark und in einer sich gegenseitig unterstützenden Gemeinschaft leben können. Der architektonische Entwurf soll trotz differenzierter, großzügiger Privaträume alternative Lösungen für ein gemeinsames Miteinander aufzeigen. Ein offenes, selbst zu gestaltendes Umfeld, welches eine Interaktion und gegenseitiges Miteinander ermöglicht und fördert, soll entwickelt werden.