ZLB – Zentral- und Landesbibliothek Berlin • Die öffentliche Bibliothek Berlins als Nachnutzung für den Flughafen Tempelhof

Studienjahr 2013/14
Claudia Sohm
Masterarbeit
Hans Gangoly
Typology: Hybrid

Als Thema meiner Masterarbeit habe ich die bereits lange währende Diskussion um ein neues, gemeinsames Gebäude der auf drei Häuser verteilten Zentral- und Landesbibliothek Berlin ZLB gewählt. Unterlagen des 2012 ausgelobten Wettbewerbs zur Standorteinbindung bilden gemeinsam mit meiner eigenen Analyse, Gesprächen mit der Presse-sprecherin, Informationen des zuständigen Baureferenten und Besichtigungen der Bestandsgebäude der ZLB die Basis meiner Arbeit. Die Annäherung an meinen Entwurf ist inspiriert durch meine Studienzeit in Berlin. Unter dem Titel „1000 Berlin Voids“ erarbeiteten wir gemeinschaftlich ein Modell der Brachen, Baulücken und Restflächen der Stadt. Diese stehen im entstandenen Raumstadtmodell exemplarisch für die innerstädtischen Raumpotentiale Berlins. Hier wurde deutlich, welche große Anzahl von zur Gänze oder teilweise leerstehenden Gebäuden und Gebäudekomplexen Berlin (noch immer) besitzt. Ich sehe jedes dieser Gebäude als Ressource für ein zukunftsfähiges Schaffen und Weiterbauen von Stadt. Viele Grundlagen für eine lebenswerte und nachhaltige Entwicklung sind bereits vor-handen, gebaute oder erwachsene Defizite können im Weiterbauen berücksichtigt werden. In diesem Bewusstsein zeige ich mit meiner Arbeit, die Transformation des aufgelassenen Flughafens Tempelhof zur Zentral- und Landesbibliothek Berlin. In meiner Arbeit gehe ich der Frage nach, was eine Bibliothek jenseits ihrer organisatorischen Abläufe ausmacht und überlagere das obsolet gewordene Raumprogramm eines alten Flughafens mit meinem Entwurf einer zeitgemäßen öffentlichen Bibliothek. Ich analysiere das Gebäude selbst, seine Geschichte und Gestalt mit der es im Bewusstsein der Bewohner und im Stadtbild vorhanden ist. Durch die Neuprogrammierung des bestehenden Raumes und eine respektvolle Umnutzung will ich tragfähige Bezüge schaffen, die die Voraussetzung dafür sind, dieses Void aus der Erinnerung zurück in die bestehende Stadt zu holen. Ich plane die Zentral- und Landesbibliothek Berlin im ehemaligen Tempelhofer Flughafen. Auf Basis des Raumprogramms organisiere ich die Flächen und nutze das Potenzial, der Großzügigkeit des Bestandes. Durch die aufgelockerte Anordnung entstehen Zwischenräume frei von Funktion. In dieser Leere, die charakteristisch ist für den Ort – in städtebaulichem Maßstab und für Berlin an sich – entstehen Möglichkeiten für Zufälliges, Temporäres, Ungeplantes… Die Werkstätten, Ateliers, Studios…, die in meinem Entwurf die ehemaligen Flugzeughallen nutzen, ergänzen die Bibliothek. Die räumliche Nähe und ge-meinsam genutzte Orte schaffen Begegnungen zwischen Bibliothekaren, Bibliotheksnutzern und Produzenten (Schriftstellern, Bloggern, Künstlern, Musikern…). Hier liegt die Besondere Qualität, die der ehemalige Flughafen als Standort der ZLB bieten kann. Durch die Nutzung des Gebäudes wird der weitere Verfall der Substanz verhindert und als Denkmal öffentlich zugänglich.