1933 definierte die CIAM in der Charta von Athen das Prinzip der funktionalen Stadt. In den folgenden Jahrzehnten wurde dieses Konzept der Entflechtung städtischer Funktionsbereiche zum vorherrschenden Prinzip der Stadtentwicklung. Während in den gründerzeitlichen Blockrandbebauungen noch Gewerbe, Handel und Gastronomie mit dem Wohnen verknüpft waren, findet in modernen Wohnanlagen und bis in die heutige Zeit kaum mehr Nutzungsdurchmischung statt. Besonders deutlich zeigt sich dieser Umstand in den Erdgeschoßzonen der Wohnbauten, die von Nebenflächen wie Fahrradabstellräumen und Müllräumen geprägt sind. Wohnbauten tragen auf diese Weise kaum mehr zu einem vielfältigen städtischen Leben an der Schnittstelle von öffentlichem und privatem Raum bei. Dabei stellt der Wohnungsbau ein zentrales Element der Entwicklung unserer Städte dar.
Vor allem in Graz wird gegenwärtig, bedingt durch erhöhtes Bevölkerungswachstum, in großem Umfang neuer Wohnraum errichtet. Im Rahmen der Lehrveranstaltung sollen städtebauliche Typologien des Wohnbaus quer durch die Zeiten definiert und bezüglich ihrer stadtraumbildenden Qualitäten analysiert werden. Auf diese Weise soll untersucht werden, worin der Unterschied zwischen Siedlungsbau und Städtebau mittels Wohnungsbau liegt. In Gruppenarbeit werden Grazer Beispiele für die verschiedenen Typen analysiert und Interviews mit AkteurInnen des Städtebaus und Wohnungsbaus geführt, um die aktuelle Entwicklung einordnen zu können.
Abb.: Edward Hopper · Hotel By A Railroad · 1952