Gebäude sind grundsätzlich in zwei Funktionen verwickelt, deren zeitliche Versetzbarkeit diese Projektübung anhand eines Neubauentwurfs für das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) in Wiens erstem Bezirk besonders hervorhebt: Zweck und Repräsentation. Während der Zweck der Bauaufgabe heute typischerweise flexibel ist – Multifunktionalität in Form eines Büro-, Archiv- und Ausstellungsgebäudes mit rund 3000m2 Nutzfläche – stellt die symbolische Dimension der Institution DÖW ebenso wie seine spezifische Lage am Schmerlingplatz die anspruchsvolle und scheinbar völlig unzeitgemäße Frage nach einer angemessenen Form von Dauerhaftigkeit und Monumentalität. Treten die Entwürfe daher mit dem Historismus des 19. Jahrhunderts – Parlament, Justizpalast, Palais Epstein, Bartenstein etc. – in Dialog oder forcieren sie einen stadträumlichen Gesprächsabbruch in Form einersolitären Skulptur? Wie kann Architektur die Aufgabe der Geschichte als „protest against forgetting“ (Eric Hobsbawm) übernehmen, obwohl sich heute kaum noch etwas auf verbindliche, gesellschaftliche Nenner bringen lassen möchte? Als Vorder- oder als Hintergrund, subtil oder wagemutig, komplex und/oder widersprüchlich … ?
Programmvorstellung: Dienstag, 01.10.2019, 13:00 Uhr
Kursanmeldung: Mittwoch, 02.10.2019, 14:00 Uhr
Gebundene Wahlfächer:
147.811 Angewandte Methoden im architektonischen Entwerfen
147.814 Typologische Transformation als architektonische Aufgabe
Bild: © Victoria and Albert Museum