Uns alle verbindet der Boden auf dem wir gemeinsam stehen, gehen, arbeiten und wohnen.
Die voranschreitende Urbanisierung, zersiedelte Ortskerne und der kontinuierliche Ausbau der damit verbundenen Infrastruktur „fressen“ diese wertvolle Ressource regelrecht auf. Pro Kopf entfallen damit im Jahr 2019 laut Bundesumweltamt 266 Quadratmeter versiegelte Fläche auf jede Einwohner:in in Österreich.
Der stetige Verbrauch produktiver, kultivierbarer Böden stellt eine akute Bedrohung nicht nur für die Landwirtschaft, sondern besonders für die biologische Vielfalt dar. Um diese besorgniserregende Entwicklung zu bremsen bedarf es eines verantwortungsbewussten und nachhaltigen Umgangs mit der wertvollen Ressource Boden.
In diesem Zusammenhang muss die Architektur nicht nur den Boden selbst, sondern auch bereits vorhandene Gebäude als brauchbare Substanz wertschätzen. Die steigende Anzahl obsolet gewordener Gebäudestrukturen, bedingt durch deren fortschreitendes Alter, dem baulichen Wandel und der sich verändernden Gesellschaft, benötigen nachhaltige Nutzungskonzepte.
Die Herausforderung liegt dabei besonders im Umgang mit den „neuen“ Altbeständen der 50er – 80er Jahre, einer Zeit des Umbruchs, in der der Platzbedarf groß, die Mittel knapp und Stahlbeton das Material der Wahl war.
Aus diesem Grund habe ich mich auf die Suche nach einem Gebäude begeben, dessen Zeit bereits abgelaufen ist, oder noch besser, sich gerade im Wandel befindet. Durch den Tipp
eines guten Freundes bin ich auf das allgemein öffentliche Krankenhaus Oberwart aufmerksam geworden und war von dessen Erscheinung sofort überwältigt. Ein Gebäude, welches in seiner Dimension und Formensprache einzigartig in Österreich ist und nun vom Leerstand bedroht wird.
Das neue Nutzungskonzept greift die Typologie des Krankenhauses auf. Aufgrund der historisch zur gleichen Zeit stattfindenden Entwicklung von Krankenhaus und Altenheim in Form des Hospitals waren beide Typen bis zu deren Abspaltung in einer Institution vereint.
Bis heute entwickelten sich fünf Generationen von Gebäudetypen des Pflegewohnbaus, die das Gesellschaftsbild der Zeit ihrer jeweiligen Entstehung widerspiegeln.
Durch den schnell voranschreitenden demografischen Wandel steigt der Bedarf an alternativen Wohnformen im Alter. Begründet wird dies durch die Fortschritte in der Medizin und die gesellschaftliche Individualisierung.
Neu entstandene Vielfalt benötigt kreative Antworten der Architektur, um den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden. Der Wunsch, aktiv, autonom und selbstbestimmt zu altern erfordert räumliche Strukturen, die unterstützend dazu beitragen.
In der nachfolgenden Arbeit beschäftige ich mich deshalb neben der eigentlichen Entwurfsaufgabe auch mit dem aktuellen Diskurs zur Kreislaufwirtschaft im Bauwesen und dem neuen Begriff des Alterns in der Gesellschaft.
In der Typusanalyse werden die fünf architektonischen Entwicklungsstufen des Altenheims erläutert. Die anschließende Dokumentation untersucht die bestehende Struktur des Krankenhaus Oberwart, auf dessen Grundlage die Konversion in ein Pflegewohnquartier der 5. Generation folgt.