Die vorliegende Masterarbeit setzt an der Schnittstelle von Architektur und Denkmalpflege an und untersucht konkret die Herausforderungen und Möglichkeiten, die sich im Spannungsfeld von Konstruktion, Konservierung und Dekonstruktion ergeben können. Um einen adäquaten Überblick über das behandelte Themenfeld zu geben wird im ersten Kapitel ein historischer Abriss zur Denkmalpflege gegeben und überdies werden aktuelle Konventionen und Tendenzen nachgezeichnet. Darauf folgen im zweiten Kapitel zwei Fallstudien in Plan, Bild und Text, die sich in ihrem Zugang zum Thema Bauen im Bestand radikal unterscheiden und sich der Frage nach der Beziehung zwischen bestehender, hinzugefügter oder veränderten Architektur von unterschiedlichen Seiten nähern. Zum einen wählt Giorgio Grassi in Sagunto, Provinz Valencia, ein rekonstruktives Bauprinzip indem er den Raum eines antiken Theaters mit zeitgenössischen Methoden wiederherstellt. Ganz anders operierte das Architekturbüro De Vylder Vinck Taillieu in der belgischen Gemeinde Melle bei Gent, wo sie eine psychiatrische Klinik revitalisierten und sich im Zuge dessen Prozesse des Verfalles zu eigen machten und in ihr architektonisches Programm integrierten. Diesen Reflexionen wird schließlich in Kapitel drei und vier ein konkretes Projekt zur Seite gestellt, das sich mit einem Ort auseinandersetzt, der für die Bewahrung von Bausubstanz im konservativen Sinne nicht paradigmatischer sein könnte: Rom. In den Fokus genommen werden als architektonischer Bestand die Thermen des Caracalla im Süden der Stadt, erbaut von 206 bis 216 n. Chr. Hierbei soll ein von jeher identitärer Bestandteil dieser imperialen Thermenarchitektur – ihre mondanità – von der Antike ironisch in die Gegenwart übersetzt werden, unter Einbezug aktueller Tendenzen in der Kultur des Bewahrens.