Das Infra-Gewöhnliche • Alltagsfragmente des Grazer Umlands






Studienjahr 2021/22
Bernhard Helfried Ogrisek
Masterarbeit
Andreas Lechner
Typology: Analysis

Die periurbane Landschaft wächst kontinuierlich. Sie gedeiht und wuchert in einer komplexen Unübersicht, die kaum zu entwirren ist, am Rande des vielschichtigen, aber klar definierten und begreifbaren Stadtraums. Sie besitzt augenscheinlich keine Identität, keinen Ausdruck, keine Relevanz, die einer Erforschung würdig wäre. Das Leben in ihr gleicht einer Selbstverständlichkeit, die sich inmitten von anonymer Zweckbauten, Infrastrukturen, Industriestätten, Gewerbezeilen und Siedlungsbauten manifestiert. Kann es innerhalb dieses ästhetisch mangelhaften, eigenschaftlslosen, gewöhnlichen Raumes Qualität und identitätsstiftende Architekturen geben? Wie können solche ortlosen Gebiete zukünftig gedacht werden?

Der Fokus dieser Arbeit liegt auf dem Ausformulieren einer Philosophie der Alltagsbeobachtung sowie der konzentrierten Wahrnehmung und des Ernstnehmens einer baulichen Realität bis in das kleinste Detail. Kontext der Beobachtung ist die Verstädterungslandschaft des Reiner- und Gratwein-Gratkorner Beckens, dessen räumliche Monotonie anhand von Beobachtungsspaziergängen erforscht wird. Der Wahrnehmung folgt eine Bewusstwerdung und Anerkennung des Endotischen, Infra-Gewöhnlichen, das sich jeglicher Aufmerksamkeit, anhand ihrer völligen Selbstverständlichkeit und Gegebenheit, innerhalb des gewöhnlichen, alltäglichen, bekannten, heimischen Raumes, entzieht. Innerhalb der vorstädtischen Agglomeration bilden Infrastrukturen als endotische Erinnerungsfragmente den Unterbau, das ortsimmanente tragende Skelett. Die unbeachteten, übersehenen baulichen Formen werden durch den abstrakten künstlerisch-wissenschaftlichen Blick der Zeichnung analysiert und befragt. Die Befragung sucht nach einem Ursprung, einer Gegenwart, einer Zukunft und Transformation ihrer selbst und der verorteten baulichen Realität.