Der Umgang mit Leerstand wird – vor allem im ruralen Raum – ein immer wichtigeres Thema. Das gilt auch für den kirchlichen Bereich, wo neben Sakralbauten auch Pfarrhöfe und Dienstgebäude in zunehmendem Maß von Leerstand betroffen sind und nach neuer Nutzung suchen. So gibt es auch für den Pfarrhof in Haus im Ennstal bereits den Wunsch für einen Umbau, der den Ausgangspunkt der Arbeit darstellt. Die Katharinenkapelle, die Pfarrkirche und der Pfarrhof mit dem angebauten Zehentspeicher bilden gemeinsam „das Hauser Pfarrensemble“, welches im ersten Kapitel vorgestellt und beschrieben wird. Aus der Aufarbeitung der Historie des Marktes und der katholischen Pfarre sowie der Auseinandersetzung mit dem Ort hervorgehend, werden im darauffolgenden Kapitel drei Themenschwerpunkte dargestellt, die zum Entwurfsergebnis hinführen. Handlungsbedarf besteht aufgrund der voranschreitenden Dezentralisierung, des Mangels an Räumlichkeiten für Veranstaltungen und fehlender identitätsstiftender Bezugspunkte im Ortskern. Zusätzlich entstand in den letzten Jahrzehnten ein Bedeutungsverlust des religiösen Schwerpunktes der Region, der im Ennstal über Jahrhunderte hinweg von der Pfarre Haus gebildet wurde. Mit dem Gesamtkonzept „HAUS:gemeinschaft“ soll diesen vielschichtigen Ansprüchen Rechnung getragen werden und ein neuer Identifikationspunkt jenseits des Massentourismus in der Gemeinde gesetzt werden. Dieser übergeordnete Name des Hauses unterteilt sich in drei Bereiche, welche die Pfeiler des Raumprogrammes bilden: HAUS:gemeinde, HAUS:geist und HAUS:glaube. Sie bilden ein Themendreieck, das nicht nur inhaltlich, sondern auch räumlich ineinandergreift, aber auch einzeln betrachtet werden kann. Das HAUS:gemeinde ist ein Neubau, der an das bestehende Ensemble anknüpft. Es bietet Raum für die Dorfgemeinschaft und beinhaltet einen Saal für unterschiedlichste Veranstaltungen, einen Speisesaal mit Küche und eine Schank mit den zugehörigen Nebenräumen. Das HAUS:geist bietet, divergierend zum Massentourismus jenseits der Friedhofsmauern, die Möglichkeit, in unterschiedlichen Formaten und Angeboten über kurze oder lange Zeiträume im Pfarrhof zurückgezogen zu leben. Ein reduzierter, bescheidener Lebensstil soll helfen, Orientierung zu finden. Die Reduktion, das „Offline-Sein“ und ein einfaches Leben sollen den Blick richten und die Tür zu Kontemplation und Selbstfindung öffnen. Zur Umsetzung des Konzeptes werden der Pfarrhof und der angebaute Zehentspeicher umstrukturiert. Der Pfarrhof beherbergt im Wesentlichen die Räumlichkeiten der Unterkunft und der ehemalige Zehentspeicher die spirituellen sowie die gemeinschaftlichen Bereiche. In der Gesamtkonzeption des Entwurfs ist nur ein Raum explizit für das HAUS:glaube, also die Pfarre ausgewiesen, denn dieser dritte Bereich lebt von den Synergien der HAUS:gemeinschaft. Damit wird auch den umfänglichen Umstrukturierungen innerhalb der Diözese Antwort gegeben. Den Hintergrund dieser Konzeption bilden zwei Kapitel, die dem Projektteil angefügt sind: In einer Zeittafel wird auf die Geschichte der Pfarre und des Ortes eingegangen und jener des Ennstales bzw. der Steiermark und dem Welt- und Kirchengeschehen gegenübergestellt. Das letzte Kapitel – mit der Überschrift „In loco hus“ nach der ersten urkundlichen Nennung des Ortes – beschäftigt sich mit der Gemeinde Haus und dem steirischen Ennstal.