Large-form Novi Zagreb • a model for a new collectivity


Studienjahr 2015/16
Morana Mažuran
Masterarbeit
Andreas Lechner
Typology: Hybrid

Diese Arbeit versteht die Autonomie der Architektur als ihre Fähigkeit Visionen vonmöglichen Realitäten zu vermitteln. Diese Autonomie bezieht sich weniger auf eine spezifische Einzelform oder ein Objekt, sondern auf die Möglichkeit eines architektonischen Projekts, Konzepte zu entwickeln, die alternative Vorstellungen von Stadt denkbar machen, anstatt diese nur in ihrer gegenwärtigen Form zu bestätigen. Architektur ist hier ein politisches Instrument, weil sie ander Vorstellung der Stadt unter sowohl formalen als auch sozialen Aspekten arbeitet. Politisch ist sie dabei, weil sie durch ihre Form unweigerlich Differenzen herstellt. Nicht Aktivismus, sondern das Potenzial der architektonischen Form städtische Räume zu gestalten, sind das Politische der Architektur. Die Absicht der Arbeit ist diese architektonische Fähigkeit zur Projektion einer Idee und intellektuellen Haltung auf ein materielles Objekt zu demonstrieren. Mit diesem Autonomieverständnis wird die Architektur zu einer Art literarischen Genre – ambivalent zwischen idealen Bild und Bildern der Realität. Das erlaubt ihr eine kritische Haltung gegenüber den vorherrschenden Prozessen einzunehmen und für die Schaffung neuer Realitäten zu plädieren, anstatt bestehende Zustände nur weiter zu schreiben. Die Architektur der Großform wird dabei als ein Instrument der Urbanisierung betrachtet, deren Potenzial als Rahmung anderer, möglicher Lebensformen ausgeschöpft wird. Die Großform verkörpert eine Idee der Stadt (in der Stadt), die sowohl auf begrenzten Einheiten (Zellen) beruht und zugleich auf Grenzen besteht. Im Gegensatz zum unendlichen Urbanisierungs bei der spätkapitalistischen Raumproduktion besteht die Großform auf ein kollektives Wohnmodell und steht damit der Idee des Privateigentums– dem Inbegriff des Kapitalismus – entgegen. Die Großform ermöglicht programmatische Dichte und Diversität und gewährleistet Urbanität. Ihre Form erzeugt Distanz und Differenz, sie unterscheidet sich von ihrem Kontext indem sie eine Gegenwelt einrahmt. Das Projekt Großform Novi Zagreb illustriert diese Thesen im Rahmen des letzten wirklichen Stadtentwicklungsprojekts der kroatischen Hauptstadt. Novi Zagreb war ein Projekt für die Stadt mit dem eine politische und soziale Vision vermittelt und realisiert wurde. Im Rahmen dieser Arbeit wird Novi Zagreb als Stadtteil mit besonderen räumlichen und urbanen Qualität betrachtet, die nur als autonomes Projekt erdacht werden konnten. Diese Arbeit rekapituliert die gesamte Bebauungstypologie und unterzieht sie einer Neubewertung – identifiziert Potenziale und streicht Qualitäten heraus, die sie deutlich von den Post-Transition-Projekten unterscheiden. Novi Zagreb ist ein bedeutendes Erbe der kroatischen Moderne – ein Monument eines politischen Systems und zugleich die architektonische Formulierung einer Idee von Gesellschaft – das mit dem hier vorgeschlagenen Projekt einer baulichen Großform als Grenze zwischen der utopischen Moderne und der postpolitischen Zersiedelung definiert wird. Diese Grenze propagiert eine andere Idee der Stadt, indem es Novi Zagreb als bestehenden Stadtteil programmatisch komplettiert und verdichtet und dabei Lebensformen für eine neue Gesellschaftsordnung vorschlägt, die am politischen System und der zunehmenden Wohnungsproblematik des gegenwärtigen Zagrebs Kritik übt und zugleich Alternativen denkbar macht. Das Projekt geht von Qualitäten des Bestands aus, die sie zu einer neuen Realität weiterentwickelt und räumlich manifestiert und versucht die neoliberalen Verhältnisse so zu instrumentalisieren, dass alternative Freiräume möglich werden. Schließlich ist die Intention dieses Projekts, die Kraft architektonischer Ideen auf ihre essenzielle und zentrale Ausdrucksform zu fokussieren – der architektonischen Zeichnung und ihrem Potenzial als Medium zur Transformation von Realität.