REPLIKATION • Modell für eine kommunalen Zentralraum in der suburbanen Landschaft



Studienjahr 2016/17
Thomas Josef Hörmann
Masterarbeit
Andreas Lechner
Typology: HybridRetail

Staatliche Eigenheimförderung, Pendlerpauschalen und steigende Individualmobilität ziehen nach wie vor Menschen an die Stadtränder bzw. in periphere Lagen (Speckgürtel). Diese seit Jahrzehnten flächenhaften Suburbanisierungsprozesse gehen einher mit dem Aufkommen dezentral gelegener Versorgungs- und Infrastruktureinrichtungen. Der Trend zum Shoppingcenter am Stadtrand und den Handels- und Fachmarktagglomerationen an Umfahrungs- und Zubringerstraßen hält bis heute ungebrochen an und wirft grundsätzliche Debatten über die zukünftige Gestalt von Stadt, Landschaft und der Etablierung neuer Zentren auf. So ist das Problem heutiger Stadtzentren vor allem die zunehmende Unabhängigkeit ihres Umlands. Die suburbane ‚Stadtlandschaft‘ beschert den Zentren ökonomische Bedeutungsverluste, während die mehr oder weniger historischen Stadtkerne mit Hilfe von Denkmalschutz und Altstadterhaltung zur touristischen Attraktion degradieren bzw. jenseits städtischer Kultur- und Event-Inszenierung aussterben. Der historisch gewachsene Wunsch nach dem Haus im Grünen und die Abneigung gegenüber der verschmutzten Stadt spielt dabei noch immer eine wesentliche Rolle. Das es das ‚Häuschen im Grünen‘ allerdings kaum noch gibt ist die Folge der Suburbanisierung ein immenser Landschaftsverbrauch, der einhergeht mit steigendem Infrastrukturerhalt und Verkehrsaufkommen – die Beliebigkeit und Austauschbarkeit dieser nach gesetzestechnischen und kommerziellen Gesichtspunkten ‚geplanten‘ Verkehrs-Landschaft wird zunehmend als hässlich beklagt. Die ‚Nicht-‚Gestaltung der Landschaft erfolgt nicht ’naturwüchsig‘ sondern nach genauen ökonomischen und politischen Vorgaben. Am Beispiel von Fachmarktzentren und Konsumagglomerationen lässt sich diese Entwicklung besonders deutlich ablesen: Rein wirtschaftlich gedachte Strukturen die auf Basis von Standortsanalysen und Renditenabschreibungszeiträumen geplant und gebaut werden – sie prägen das Landschaftsbild zwischen jeder Autobahnausfahrt und dem dazugehörigen Umfahrungsstraßenkreisverkehr in den Peripherien der (hier steirischen) Ortschaften. Durch das Ansiedeln großflächiger Handelsstrukturen in den Randlagen ging eine Verlagerung der kommunalen Zentralität, vom Marktplatz zum Umfahrungsstraßenkreisverkehr, einher. Der tägliche Einkauf, das Treffen von Freunden, sogar das Fortgehen am Abend verlagert sich auf Parkplatzflächen, die als Sprungbrett zum nächsten Event gesehen werden. Der öffentliche Raum reduziert sich auf die Durchzugsstraße: Einfahrten, Parkplätze, Grünflächen, Gehsteige dienen ausschließlich der Bewegung auf der einzelnen Parzelle während der Öffnungszeiten, nicht dem Aufenthalt oder gar der Kommunikation. Mit dem Entwurf einer architektonische Großform wird eine bewusste Setzung im peripher-ruralen Raum untersucht, die aktuelle Tendenzen und Bedürfnisse der Bevölkerung aufgreift und als landschaftsprägende Geste einer neuen Zentralität in der Peripherie Gestalt verleihen könnte. Durch Überlagerung und Verdichtung der peripheren Konsumfunktionen entsteht ein Merkzeichen, das in der Blicklandschaft identitätsstiftend wirkt und sich durch das Hinzufügen öffentlicher Gemeindefunktionen zu einem Kulturort entwickeln kann. Als offenes Regal konzipiert werden die standardisierten Bauweisen der Fachmarktzentren und das allgegenwärtige Element des Parkierungsraums zur Grundlage für eine generische Grundrissstruktur. Durch die Betrachtung und Analyse gesellschaftlicher Entwicklungen, ausgewählter Referenzprojekte und ortsspezifischen Parameter werden unterschiedliche Entwurfsaspekte als funktionale und programmatische Elemente traditioneller Gemeinde- und Gemschaftsräume versammelt und mit Räumen der Konsumgesellschaft überlagert.