Schauplatz Melbourne.
Der Urban Sprawl, als Konsequenz der starken Zuwanderung aus Europa und Asien, nach dem 2. Welt- und dem Vietnamkrieg, ist vor allem im städtischen Gefüge in Melbourne gut ablesbar. Der australische Traum vom geräumigen und großzügigen Wohnen bei geringer Dichte, prägt die städtebauliche Struktur der Millionenstadt signifikant. Der ein- bis zweigeschossige Einfamilienhausteppich erinnert an den Städtebau vieler amerikanischer Städte. Linear verlaufende Hauptinfrastruktur-Achsen, sowie eine Stadtautobahn formen die Stadt, unterstreichen die Abhängigkeit von motorisierten Fahrzeugen und zeigen die starke Ausrichtung auf das Central Business District. Die Straße als wichtigstes Element der Stadt.
Inmitten des strikten Jefferson Grid, wo der Individualismus, Grenzen und Besitz im Fokus stehen, schießen zweiundzwanzigstöckige soziale Wohnbautürme aus der Erde. Wie urbane Inseln liegen sie gut in das Raster eingebettet und grenzen sich vor allem in
ihrem Typus und in der Qualität der Bauten, von ihrem Umfeld ab. Problemorte wie die sozialen Wohnbausiedlungen in Melbourne, findet man auf der ganzen Welt. Die Form der Gebäude (in Melbourne meist T, S, Y) haben ihren Wiedererkennungswert und verkörpern Monumente einer gescheiterten Gesellschaft der freien Marktwirtschaft.
Können urbane Inseln, wie soziale Wohnbausiedlungen, nur unter dem utopischen Gedanken Architektur unabhängig von Politik und Wirtschaft entwerfen zu können, entstigmatisiert werden? Kann Architektur das gesellschaftliche Miteinander beeinflussen?
Um die Identität der Stadt zu skizzieren werden öffentliche Bauten typologisch verglichen. Dabei soll nachvollzogen werden, welche Bauten die Kollektivgesellschaft repräsentieren. In unterschiedlichen Maßstabssprüngen soll die Stadt erfasst werden, um dem Leser die Eigenheiten und unterschiedlichen Faktoren dieser Stadt begreiflich zu machen.
Mit Hilfe des Mediums der Fotografie wird durch Stil, Aufnahmeart und Präsentation des Abgelichteten, ein Bild des fremden und fernen Ortes geschaffen und gezielt durch verschiedene Methoden ein Fokus auf die chaotische (post)koloniale Stadt gesetzt. Gegebene Anomalien des Stadtkonstrukts, der Politik und der Gesellschaft werden durch die Analyse les- und sichtbar. Die resultierende These formt die Entwurfshaltung, welche im 2. Teil der Arbeit in Form eines konkreten Entwurfs visualisiert wird. Im Detail wird eine der vorhandenen sozialen Wohnbausiedlungen bearbeitet. Die Enklaven der Stadt des 21. Jhd. wird verdichtet und umstrukturiert. Durch die Steigerung
der Lebensqualität der Bewohner der Siedlung, sowie der Bewohner der Nachbarschaft, soll die Stigmatisierung der Wohnbauten und Bewohner verbessert werden und durch politisch- wirtschaftliche Tendenzen der Gesellschaft analysiert werden.
Der gesamte Entwurf spiegelt eine sehr wichtige Frage des Entwerfens in der Architektur wider. Die Frage des „für wen baue ich“.