„Flucht aufs Land“…ein nicht undenkbares Szenario in unserer wahnsinnig schnelllebigen Konsumgesellschaft. Ein temporärer Ausbruch aus dem Alltag, auf der Suche nach Ruhe, Entspannung, Abenteuer und oftmals dem Sinn des Lebens, ist ein boomender Trend von Jung bis Alt. In unseren moralischen Ansichten ist eine Kehrtwende zu erkennen. Der Faktor Zeit, die Rede ist von Freizeit, Zeit mit Freunden, Familie oder auch nur sich alleine, erlangt wieder einen höheren Stellenwert. Man erkennt, dass es sich zu einem unbezahlbaren „Luxusgut“ entwickelt. Diesen Sinneswandel sehe ich deshalb als Teil meines Konzeptes. Diese „Flucht“ soll eine Art Rückbesinnung auf Wesentliches sein. Der Mensch taucht für kurze Zeit in ein „primitives“, damit will ich sagen, einfaches, entschleunigtes und vom Alltagsstress abgekapseltes Leben ein und lernt wieder bewusst zu entspannen und genießen. Außen und Innen treten dabei in einen spannungsvollen Kontext und sollen ganz konträre Qualitäten vermitteln.
Städtebau
Eine Lichtung am nördlichen Ende des Arnfelser-Fischteichs bildet die Grundlage für den Entwurf. Nur die gedachte Seeachse verbindet das Grundstück mit der gewachsenen Dorfstruktur. Die umliegende Landschaft erinnert an die für diese Region typisch traditionelle Streusiedlung. Das Grundstück weist eine leichte Hangtopografie auf und fliest somit vom nordwestlich angrenzenden Mischwald in den südostlich gelegenen „Fischteich“. Lediglich ein Landweg, der eine abgelegene Einfamilienhaussiedlung erschließt, durchquert das Grundstück im unteren Bereich und separiert es dadurch. Intuitiv ergeben sich Bereiche mit unterschiedlichen Qualitäten. Fischwirt und Hofladen orientieren sich ganz bewusst zum Wasser und somit prominenten Uferbereich. Hotel und Saunaturm hingegen ziehen sich im Grundstück zurück und profitieren von der Geborgenheit des angrenzenden Waldes. Ein ringförmiger Weg fungiert als verbindendes Element. An ihm docken vier Baukörper an. Ganz bewusst entstehen differenziert, ausformulierte Schwellen. Die Bewegung in der Natur, das Annähern und Betreten der Gebäude wird zu einem zentralen Thema.
Architektur
Der Weg schmiegt sich topografisch an das Gelände und tritt somit nur wenig in Erscheinung. Punktuell löst oder verschneidet er sich mit dem Hang. Durch seine differenzierte Oberflächentextur macht er sich spürbar und führt über das Grundstück, lässt aber jeden frei ihn wieder zu verlassen. Wie ein Concierge geleitet er den Hang hinauf Richtung Hotel und Saunaturm. Man befindet sich nun am höchsten Punkt des Weges. Ein kleiner Platz, in Form eines Plateau, gibt Zeit zum Orientieren und Überblicken. Zwei Pfade führen zu den Gebäuden.
Der Zugang zum Hotel erfolgt über einen Innenhof. Er ist umringt von den Grenzmauern des Gebäudes und verstärkt die Empfindung einer neuen, ganz eigenen Struktur. Die nachfolgenden Raumsequenzen leben von unterschiedlichen Lichtstimmungen und Raumproportionen. Man bewegt sich von der eher geduckten, düsteren Rezeption hin zur hohen, über den Lichtgarten belichteten, Galerie, von der aus der Gast zu den Zimmern verteilt wird. Die Zimmer sollen ein Gefühl der absoluten Privatheit vermitteln. Die Äußeren Einflüsse werden dabei auf ein Minimum reduziert, sodass ein höhlenartiger Typus entsteht.
Etwas höher gelegen sucht der Saunaturm mehr Schutz im angrenzenden Wald. Der Pfad dorthin endet scheinbar in einer kleinen Öffnung, setzt sich jedoch als Tunnel im Gebäude fort. Eine Art „Lichtkamin“ am Ende des Gebäudes versorgt die Geschosse mit Tageslicht. Instinktiv soll man sich vom eingegrabenen, düsteren Beckenbereich unter der Erde, in Richtung erhöhten, helleren Entspannungsbereich im obersten Geschoß bewegen.
Wieder Hang abwärts und Richtung Fischteich orientiert befinden sich Hofladen und Fischwirt. Die Nähe zur Straße sorgt für mehr Präsenz und unterstreicht die Zugänglichkeit für Jedermann. Ganz bewusst verschneidet sich der Umgang mit den Baukörpern und führt dadurch ins Gebäude. Die dadurch entstehenden Patios fungieren als Schwelle zum Ankommen und stehen bleiben. Der offene Grundriss soll Einblicke, Ausblicke und Durchblicke zulassen und durch unterschiedliche Aufenthaltsbereiche zum Bewegen im Raum auffordern.
Materialität
Stampflehm, Beton und Holz sind die charakteristischen Materialen für das Projekt. Das rohe Erscheinungsbild soll die Interesse des Nutzers wecken und auffordern die gebaute Substanz sinnlich wahrzunehmen. Der örtliche Bezug wird durch den Aspekt der direkt vor Ort gewonnen Rohstoffe verstärkt und soll die Attraktivität der Region sowohl für den Fremden- als auch heimischen Tourismus steigern.